Christian Clave

Bruder
Frankreich

“Hospitalität – Eucharistie, ein Sakrament für die heutige Zeit”

 

Auf der Stirnseite der Kapelle der Stiftung des Hospitalordens vom hl. Johannes von Gott in der Rue Javel in Paris befindet sich eine bedeutende steinerne Skulptur, die einen Pelikan darstellt, der seine Küken füttert. Ich liebe es sehr, von dieser Skulptur "begrüßt" zu werden, wenn ich die Kapelle durch das große Tor betrete, denn sie erzählt mir von Eucharistie und Hospitalität.

 

Jeder weiß, dass der Pelikan seine Küken ernährt, indem er die Nahrung aus dem Beutel unter seinem Schnabel entnimmt. Man sagt auch, dass er seine Brut in Notsituationen sogar mit dem eigenen Fleisch ernährt. Seit dem Mittelalter gilt deshalb der Pelikan in der christlichen Tradition als Symbol der Eucharistie.

 

Der hl. Augustinus schreibt diesbezüglich, dieser Vogel weise viele Ähnlichkeiten mit dem Leib Christi auf, dessen Blut die Gläubigen nährt. In dem Thomas von Aquin zugeschriebenen Lobgesang „Adoro te devote“ wird der Leib Christi „der fromme Pelikan“ genannt. Wir kennen diesen Gesang – vor allem die Passage „Tantum ergo“. Hier wird der Pelikan mit fünf Küken beschrieben. Nachdem er sie zur Welt gebracht hat, nimmt er sie auf, schützt sie, pflegt sie und nährt sie.

 

Er erinnert mich daran, dass Hospitalität eine existenzielle Erfahrung ist, welche die unentgeltliche Gegenseitigkeit voraussetzt. Das italienische Wort „ospite“ hat eine zweifache Bedeutung: es bezeichnet gleichzeitig Gastgeber und Gast. In der Eucharistie sagt Christus: „Dies ist mein Leib ...“, die in meinem Leibe immanente Person. Aus den nachfolgenden Worten entnehmen wir die Besonderheit dieser Person: „... der für euch hingegeben wird“. Diese Person ist „das für die Anderen Sein“; Sie ist in sich ein Wesen, das sich mitteilt, sich „mit den Anderen teilt“.

 

Daraus können wir ableiten, dass das uns Gegebene nicht ein Stück des Leibes ist, sondern Jesus selbst, der sich uns durch seine Liebe, die das Kreuz überwunden hat, mitteilt. Christus, der „fromme Pelikan“, schenkt sich uns, um uns zu nähren, um uns durch sich das Leben zu schenken. Er wird Teil von uns selbst und fordert uns auf, ihn aufzunehmen.

 

In der Hospitalität, in der Eucharistie gibt es weder Gastgeber noch Gäste: eins werden wir im „Sein für die Anderen“. Dieser Pelikan erinnert mich symbolisch an das Ideal. Mir kommt die Aufgabe zu, es mit Gottes Gnade zu leben und zu bezeugen.

 

Österreichische Ordensprovinz des Hospitalordens des heiligen Johannes von Gott
Taborstraße 16
1020 Wien

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des Hospitalordens des
heiligen Johannes von Gott

"Barmherzige Brüder"

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